Kreisky 2.0

Wenn nun "sogar" ein Standard-Journalist (Gerald John) Andi Babler als "linken Outlaw" bezeichnet, 

dann greift man sich an den Kopf und nimmt fassungslos zur Kenntnis, wie sehr sich der politische Diskurs nach rechts verschoben hat. 

Fast buchstäblich alles, was Babler gestern in seiner Rede gesagt und bekräftigt hat, hat Kreisky vor über 50 Jahren auch gesagt (oder hätte es bei gleicher Themenlage ebenfalls so formuliert). Derselbe Kreisky, der von der damaligen Partei-Linken hart kritisiert worden ist. Und dem es gelang, weit in bürgerliche Schichten hinein zu einem "Stück gemeinsamen Weges" einzuladen. 

Kreisky stammte aus einer Industriellen-Familie, trug Maßanzüge und fuhr englische Autos.

Und Babler ist ein Prolet im edelsten Sinn des Wortes. 

Der während der Pandemie auf einen Fabriks-Schlot kletterte und ein Transparent "Hoch der 1. Mai" entrollte.

Wenn nun diesem Babler Klassenkampf vorgeworfen wird - demselben Babler, der die Kreisky-Themen beim Namen nennt und aktualisiert - dann sollten sich all jene, die das tun, fragen, welchen Klassenkampf sie selbst grade wollen. 

Was für eine ethische Wohlstandsverwahrlosung reitet all jene, welche die Bekämpfung der Kinderarmut, der Geschlechter-Ungerechtigkeit, der kapitalistischen Unverschämtheiten und schamlosen Bereicherung, des Ruins des Gesundheitssystems einem "linken Outlaw" unterjubeln? 

"Uns" bleibt: Unbedingt bei der Stange bleiben. Sich eine zentimeterdicke Haut wachsen lassen, um die unglaublichen polemischen Nadelstiche zu ertragen, die aus einer arroganten Impertinenz in den kommenden Monaten abgesondert werden. 

Babler muss Kanzler werden. Um zu zeigen, dass es eine (relative) Mehrheit gibt, die sich ein Herz gegen Ungerechtigkeit und Faschismus bewahrt hat.