Aufpassen.

Sehr gefährlich. 

Am 4.1. des laufenden Jahres mit guten Vorsätzen aufzufahren. Ich riskiere es trotzdem, weil der Vorsatz, den ich mir hier ins Stammbuch schreibe, nicht nur für dieses Jahr, sondern für alle, die mir noch gegönnt sind, gelten soll. Also: 

Oida, lass Dich um Gottes Willen nicht hinreißen, 

das zu tun, was ganz viele Herren (ja, Herren, in den allermeistesten Fällen sind es Herren!), die über 75 sind, mit großer Leidenschaft betreiben.

Sich speziell im Urlaub ein Platzerl zu suchen, wo sie und ihre leidgeprüften Frauen mit anderen Gästen, die deutlich jünger sind, zusammensitzen (müssen), um dann recht resolut den kleinsten Gesprächsfetzen zu nützen, den sie als Haken für eigene Erzählungen vergangener Bedeutsamkeiten instrumentalisieren. 

Man erkennt am säuerlichen Gesichtsausdruck der begleitenden Damen, dass sie die strapazierten Heldentaten und abgewetzten Erkenntnisse schon sehr oft erdulden mussten. Man beobachtet das mitleidige Gschau der Tischgesellschaft, der die ranzigen Stories ziemlich wuascht sind und man erschrickt beim Anblick des Erzählers, dessen Mimik sich zielsicher auf jahrelang einstudierte Pointen und "Überraschungen" zubewegt.   

Und im eigenen Inneren macht sich Panik breit, 

weil man sich selbst erkennt und mit Grausen Begebenheiten vor dem geistigen Auge wie Fettaugen auf der Suppe schwimmen, wo man selbst den einschlägigen Versuchungen nicht widerstehen konnte. Schließlich kennen die Leute, mit denen man grade einen bis dahin netten Abend verbrachte, genau diesen einen Schwank, der einem grade die Zunge kräuselt, eh noch nicht. 

Ja, vor 15 Jahren war ich auch in Bukarest, bist Du deppat, das war vielleicht irre, wie die Dame an der Rezeption mich angebaggert hat...

Oder, hab ich schon von meinem Geburtstag damals im Steakhaus in Indiana erzählt...

Na Seavas, das war vielleicht a Gschicht, als es noch den Schilling gab und der Koarl gsagt hat...

Da fällt mir ein, wie ich damals dem depperten CEO beim Kunden die Meinung gegeigt hab, das traut sich ja heut keiner mehr...

Uijehgerl, aufpassen! 

Goschn halten und leise sein.