Habe heute bei einem nieseligen Spaziergang mit meiner wunderbaren Frau einen Gedanken durchwandert.
Bis Sebastian Kurz auf der bundespolitischen Bühne erschien, waren wir mit Menschen befreundet, die klar und deklariert dem konservativen Lager (was man damals unscharf als "christlich-sozial" bezeichnete) zugehörten. Wir wussten voneinander, wo wir stehen. Die waren "schwarz", ich "rot".
Das hat uns nicht daran gehindert, anständig miteinander umzugehen, Geburtstage miteinander zu feiern, einander Trost und Rat zu spenden und oft auch eine wirklich unbekümmerte Gaudi miteinander zu haben.
Spätestens mit der türkisen Kanzlerschaft hat sich diese Gemengelage toxisch verändert.
Fast über Nacht konnte man beobachten, wie der türkise Kanzler und seine Entourage Rollenbilder salonfähig machten, die aus den "schwarzen" Freunden widerliche türkise Figuren machten, die kaum verkraftbare Haltungen und Verhaltensweisen an den Tag legten. Mit der "türkisen Lizenz" ausgestattet, wurden die misantropischesten, xenophobischesten und engstirnigsten reaktionären Denkmuster groß aufgeblasen, von denen man nie dachte, dass sie in diesen Menschen wohnen würden.
Als Systemiker frage ich mich natürlich schon aus purem Reflex, was ich dazu beigetragen haben könnte, dass unsere durchaus freundschaftlichen Beziehungen in klare Abneigung gekippt sind.
Und selbst bei kritischer Analyse wüsste ich nun keinen aktiven Impuls meinerseits. Außer, dass ich geblieben bin, was ich immer war und damit auch nicht hinterm Berg gehalten habe. Natürlich hat das meine ehemaligen Freunde mindestens so gestört,
wie es mich geschmerzt hat.
Nach mittlerweile fast 7 Jahren ist die wechselweise Entfremdung substanziell geworden und die Kontakte sind bis auf zufällige Höflichkeiten kaputt gegangen.
Es tut weh, den anfangs brennenden Schmerz in ein chronisches Rheuma umgewandelt zu sehen.
Am meisten irritiert und verstört der Wegfall der Brückenköpfe, die so wichtig wären, um in der Abwehr des Faschismus die Gegensätze zu überwinden.
Und: Für jemanden wie mich, der sehr unter den sozialdemokratischen Irrungen und Wirrungen gelitten hat (und das auch nicht verheimlichte) mutet es gespenstisch an, wie die türkisen Adoranten völlig unfähig sind, die unübersehbaren Verwüstungen dieses Nebochanten-Regimes kritisch zu reflektieren.
Da bleibt kaum eine Hoffnung.
Weder auf Einsicht, noch auf Zuwendung.
Kommentar schreiben
Christian Sadil (Dienstag, 06 Februar 2024 18:38)
Du bist - auch darin - nicht alleine..... schwacher Trost ... ich weiss.