Zum 34. Todestag Bruno Kreiskys.

Heute vor 34 Jahren ist Bruno Kreisky gestorben.


34 Jahre ist das nun schon her und ich erschrecke bei dem Gefühl, diese lange Zeitspanne und das Ereignis selbst als viel kürzer zurückliegend zu empfinden.

Und dann fällt mir ein, dass zwei meiner drei längst erwachsenen Kinder vor 34 Jahren noch gar nicht geboren waren. 


Es ist eine traurige Mahnung. 

Ich habe mich als Jugendlicher an Kreisky gerieben.

Nicht, weil ich linker war, als er, sondern weil ich damals so viel konservativer war, als er in seinen stursten Zeiten. Dann als Student habe ich begriffen, was er geleistet hat und wie viel Gutes dieses Land ihm zu verdanken hat. 

Und als er dann kein Kanzler mehr war, war es beklemmend zu sehen, wie lang sein Schatten war, 

in dem seine Nachfolger zu stehen hatten. 


Nach so vielen halbgaren Figuren am Ballhausplatz in den 41 Jahren seit seinem Abgang als Bundeskanzler möchte man glauben, die Bodenplatte des politischen Niveaus wäre schon längst berührt worden. Und doch macht sich aktuell jemand Hoffnung, diese Unterkante aufbohren zu können und bis tief in das Kellergewölbe des Ungustiösen vorzudringen.


Zugleich müssen Menschen wie ich erkennen, dass es nicht nur sinnlos, sondern auch schädlich ist, an Kreiskys große Würfe zu erinnern oder diese als Referenzmodelle heranzuziehen. 

Große Würfe, die im politischen Marketing mittlerweile zu "Commodities" verkommen sind - zu unhinterfragten Selbstverständlichkeiten. 

Trotzdem möge man sich nur für einen Augenblick vorstellen, was passierte, wenn irgendeinem reaktionären Geschöpf einfiele, das Gratis-Schulbuch abzuschaffen. Selbstverständlich würde so etwas mit dem Begleittext eines Selbstbehalts geschehen, um der undankbaren Jugend den Wert des Unterrichtsbehelfs zu demonstrieren. Traut sich keiner, weiß ich, aber wollen täten es manche schon...

Oder die Schülerfreifahrt.

Oder die unendlich wichtigen revolutionären Veränderungen für die Frauen, die Johanna Dohnal gegen robusten Widerstand auch sozialdemokratischen Testosterons durchgesetzt hat.

Dafür haben wir ja jetzt eine "Frauen"-Ministerin, die sich selbst mit trotzigem Stolz als keine Feministin bezeichnet. 


Was in der politischen Diskussion von Kreisky blieb, 

ist ein einziger Jammer. Er, der in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts erleben musste, welche radikalisierende Auswirkung Massenarbeitslosigkeit hat, wollte diese Effekte in seiner politischen Verantwortung nicht verursachen. Und seitdem wird ihm und der Sozialdemokratie das Schuldenmachen als einziges Vermächtnis um die Ohren gehauen. "Mir verursachen ein paar Milliarden Schulden (in Schilling) weniger schlaflose Nächte, als 100.000 Arbeitslose". 


Da schreien sie seitdem. Die, deren Korruption und Inkompetenz dem Land ein Vielfaches jener Schulden eingebrockt haben, als Kreisky sie nicht einmal im Vollrausch verursacht hätte. 


Ja, er war ein sturer alter sehr kranker Mann gegen Ende seiner Amtszeit. Aber er hatte in seiner linken Arschbacke mehr Bildung und mehr Stil als die ganze neoliberale, faschistenblinde Slim-Fit Schickeria, die seit 2015 ihr Unwesen treibt.

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