"Ein Stück des Weges miteinander gehen."
Das war vor über 50 Jahren Kreiskys Argument,
der SPÖ das Vertrauen zu schenken.
Fast alles, was in den dann folgenden Jahren bewirkt wurde, war für die damaligen Verhältnisse revolutionär und ist heute zur Grundausstattung des Zusammenlebens geworden.
Zum Beispiel:
Noch bis Anfang der 70er-Jahre war der Mann der "Haushaltsvorstand" und die Frauen brauchten die Unterschriften der Ehemänner, damit sie einen Beruf ausüben oder ein eigenes Konto eröffnen "durften".
Das Frauenbild so mancher Reaktionäre heute würde diese Veränderungen wohl gerne wieder rückgängig machen...
Ein Stück des Weges...
Hin zu einem abgesicherten Modell, das über ganztägige Kinderbetreuung, gesundes Gratis-Essen in den Schulen und dem Schutz vor der Armutsfalle im Alter Entwicklungs- und Bewegungschancen eröffnet.
Es ist schwer, sich vorzustellen, dass jemand so etwas nicht wollen sollte und doch haben wir in der gesellschaftlichen Diskussion wieder laute Stimmen, die ein Echo aus dem vorletzten Jahrhundert sind.
Ein Stück des Weges...
Hin zu einer solidarischen Gesellschaft, in der das Faustrecht unterhalb der Mitte nicht mehr das Überlebensprinzip für die wenigen da oben darstellt.
Ein Stück des Weges...
Hin zu einem Bildungssystem, das sicherstellt,
dass die Menschen eine ordentliche Grundausstattung haben, die ihnen die elementaren Kenntnisse für zukunftssichere Berufswege vermittelt. Aber auch so viel Wissen über das gesellschaftliche Zusammenleben, dass alle, die hier leben, sich auskennen, wie unsere gemeinsame Ordnung funktioniert. Ja, so etwas nennt man "politisches System" und darüber Bescheid zu wissen, schützt vor dem Faschismus.
Ein Stück des Weges...
Hin zu einem Gesundheitssystem, das alle soziale Schichten mit der Sicherheit ausstattet, angstfrei krank werden und zuversichtlich gesund bleiben zu dürfen.
Ein Stück des Weges...
Hin zu gelebter Demokratie, die eben keine populistischen Exzesse zulässt, mit denen auch die schlimmsten Albträume eines Humanisten verwirklicht werden würden. Sondern ein pluralistisches Modell, das einen fairen und durchaus anstrengenden Ausgleich der Interessen vorsieht.
Weg vom Abgrund.
Was sich nun zusammenbraut, ist ein realer Albtraum des überwunden geglaubten Faschismus. Ein Schreckensmodell der Intoleranz und der Mieselsucht, des Neides und der Menschenverachtung. Ein durch und durch mieses System der Vergewaltigung elementarer Menschenrechte. Ein System des "wildgewordenen Mittelmaßes" (Zitat: Ella Lingens).
Das ist der Abgrund, über dessen rasiermesserscharfe Kante die Faschisten uns alle jagen wollen.
3 Wochen und 1 Tag.
So viel Zeit haben wir noch, um zur Besinnung zu kommen. Um zu erkennen, dass alle, die der FPÖ die Mauer machen, sich zu Heckenschützen gegen die Demokratie in Österreich machen.
Die FPÖ muss von der Regierung ferngehalten werden.
Positiv formuliert: Wir brauchen eine Regierung,
die fest darin übereinstimmt, dass der Faschismus in unserem Land nie wieder an die Hebel kommen darf.
Und die sich die Mühe antun will, in einem anstrengenden Prozess des Ausgleichs unterschiedlicher Interessen positive Markierungen für das Gemeinwohl zu setzen.
Das ist Schwerstarbeit. Aber all der Schweiß lohnt sich tausende Male mehr, als die Tränen des Schmerzes und der Wut über die Abrissbirne der Faschisten.
Ein Stück des Weges...
Mit der SPÖ.
Denn nur eine starke Sozialdemokratie, an der man nicht vorbeikommt, ist die Garantie gegen das faschistische Grundrauschen, das uns alle noch umbringen wird.
Eine Bewegung, die sich aufrafft, mehr zusammenzubringen, als intern ein "sachliches Verhältnis" zu ihrem Vorsitzenden. Eine Bewegung,
die sich ihrer historischen Verantwortung bewusst ist, "immer auf der richtigen Seite der Geschichte" gestanden zu sein.
Wenn ganz viele sich aufraffen, dieses Mal das entscheidende Stück des Weges mit der Sozialdemokratie zu gehen - ein Stück des Weges nur, denn eine absolute Mehrheit ist meilenweit out of reach - dann wird es einen stabilen Schutzschild gegen den Faschismus und alle seine bewusstlosen Förderer geben.
In drei Wochen und einem Tag.
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