"Ah, Du bist aus Linz!
Lebst Du da auf dem Bauernhof?"
Das war eine der ersten Reaktionen einer Wiener Studienkollegin, als ich vor sehr vielen Jahren im Hörsaal neben ihr saß und wir miteinander redeten.
Ich antwortete:
"Nein. Und wir haben sogar eine Straßenbahn!"
Ich bin materiell sehr gut gepolstert aufgewachsen.
Mich hat schon in der Volksschule erschreckt,
wie unsere snobistische Lehrerin die Kinder aus wirtschaftlich schwächeren Familien "karniffelt" hat.
In den vielen Jahren seither habe ich eine solide Aversion gegen Leute entwickelt, die sich so renitent in ihrem eigenen sozialen Umfeld einbetoniert haben und so gar keine Bereitschaft zeigten, auch die Lebensrealitäten anderer "Schichten" wenigstens zu beobachten.
Als Student hab ich beim Kabelfernsehen klinkenputzend Anschlüsse verkauft und gesehen,
wie die Menschen am Rennbahnweg, in Favoriten und in der Großfeldsiedlung lebten. Ich war in über 2000 Haushalten. Sowas merkt man sich.
Und ich hatte manchmal eine Riesenwut auf die Architekten und die Stadtverwaltung, die solche Betonbunker mit Rasenbetretungsverbot in die Einöde geklescht haben.
Wieder viele Jahre später war ich oft in Bukarest und in Warschau und habe die stalinistischen Plattenbauten gesehen, wo - sehr gefährlich - der Verputz großflächig von den Mauern gestürzt ist.
Genau deshalb hab ich mich mächtig geärgert, als der amtierende Bundeskanzler die Gemeindebauten als "Plattenbauten" diffamierte.
Viele in unserem Land wissen nichts über andere Lebenswelten bei uns. Auch ich weiß bei weitem zu wenig. Aber ich bemühe mich. Ich interessiere mich.
Und ich bin kein Role Model.
Aber eines kotzt mich so unendlich an:
Diese grauenhafte Arroganz und die Impertinenz all jener, die ihr Unwissen auch noch hinter den schlimmsten Vorurteilen verstecken.
Und es macht mich fertig, zu beobachten, wie die Faschisten seit fast 40 Jahren die Gesellschaft mit Lügen, Polemiken und großflächigen Betrügereien versauen. Ganze Bundesländer sind schon im Sumpf der braunen Missetäter versunken.
JEDES Mal, wenn es um einen gesamtgesellschaftlichen Schulterschluss ging,
haben diese Saboteure aus beschissensten Motiven gegen den Wind Klavier gespielt und ihr mieses Kleingeld gewechselt. JEDES einzelne Mal.
Und mit jeder dieser Drecks-Aktionen blieben mehr Bewusstlose im Casher dieser Mistkerle hängen und jedes Mal wurden die Lügen und Manipulationen dreister. Und die Strippenzieher dieses Stadels der Untergriffe waren und sind Burschenschafter und Zivilversager, die noch nie einem erlernten Beruf nachgegangen sind. Und die labormäßig funktionierenden Dunning/Kruger-Exponate geben ein Ticket nach dem anderen frei, um noch unbekümmerter verarscht zu werden.
Es ist eine elende Gemengelage.
Und alles, was mir etwas bedeutet - ganz weit vorne meine geliebte Aufklärung - wird sturmreif geschossen.
Gehen wir - bitte - wählen.
Nützen wir unser Hirn, um dem Tsunami der Dummheit zu widerstehen.
Nützen wir unser Herz, um menschlich zu bleiben, damit wir nicht in den Abgrund der Empathielosigkeit gezerrt zu werden.
Es ist arschknapp.
Die Faschisten und ihre Steigbügelhalter dürfen sich nicht durchsetzen.
Bleiben wir auf der richtigen Seite der Geschichte.
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Robert Dengscherz (Sonntag, 15 September 2024 23:54)
JA