Blues.

Am 19.8.2024 habe ich hier gebloggt, dass ich mich soooo gerne irren würde. In meiner Einschätzung der völlig misslungenen Wahlkampagne der SPÖ und des absurd selbstausbeutenden Wahlkampfs Andi Bablers, dessen übermenschlicher Einsatz so kurz vor der Wahl einfach vollkommen falsch getaktet war. Für diese kommunikationstechnische Katastrophe sollte es für die pfuschenden Verantwortlichen einen speziellen Platz in der politischen Hölle geben. 


Wenn wir gleich beim Lehrbuch "Wie versemmelt man einen Kandidaten mit seiner Idee" bleiben: 

Ja, es war ein Risiko, Babler und sein Konzept tief in den Grundwerten der Sozialdemokratie zu verankern.

Aber was für eine Erlösung, nachdem seine Vorgängerin auf die Journalistenfrage "Wofür steht die SPÖ?" mit "Wir arbeiten daran" geantwortet hat. 


Und wenn dann gefühlt die halbe Partei schweigend zuschaut, wie sich die andere Hälfte den Arsch aufreißt und die Babler-Zweifler nur dann rennen, wenns ums eigene Leiberl geht, grenzt es schon an ein Wunder, dass erneut die Ergebnisunterkante der letzten Wahl erreicht wurde. 

Dass Babler mit all seiner Glaubwürdigkeit einen authentisch roten Kurs fuhr, wäre dann gut machbar gewesen, wenn sich alle Würdenträger*innen ehrlich und engagiert an seine Seite gestellt und Gas gegeben hätten. Der Viktor Adler Markt am Freitag vor der Wahl hat genau das nicht gezeigt. 

So haben wir jetzt eine Minderheitenfeststellung in einer Zeit, in der es um die Existenz der Demokratie geht.


Das wahre Glück der Nummer 1-Position der Faschisten ist letzten Endes, dass es die ÖVP mit ihrem Ego nicht vereinbaren kann, Junior-Partner unter Kickl zu sein. Wären die Kräfteverhältnisse umgekehrt, sähe die Welt ganz anders aus und wir hätten nächste Woche eine Türkis/Braune Koalition. 

So viel zum antifaschistischen Grundkonsens in Absurdistan. 

Nun verdanken wir es der Gnade eines sadistischen Universums, dass es aus Gründen reiner persönlicher Antipathie doch eine absolut allerletzteste Chance auf eine Reformregierung zu dritt oder sogar zu viert all jener Parteien geben könnte, die nichts zusammenhält, außer die Abscheu vor dem Millimeternich. Und wenn diese Koalition nicht ratzfatz die großen noch immer ungelösten Themen anpackt und diese mit demokratischer Einsicht löst - sprich: eine reale Werbekampagne für die Faszination der Demokratie umsetzt - holt sich der Fascho-Propagandaminister bei der nächsten Wahl über 40 Prozent und es ist aus mit der pluralistischen Demokratie. Denn dann kippt die ÖVP endgültig nach rechts, so wie sie es in der Panik immer tut. 


Ich habe heute meinen Facebook Account deaktiviert. Ich halte es dort nicht mehr aus.

Mein bisher sehr konsequent gepflegter Account ist zum Tummelplatz der Halbbildung von Leuten geworden, die ich bis heute für mit alltagstauglicher Intelligenz gesegnet gehalten habe. 

Diesen Schrottplatz an Unwissen und Unsinn will ich nicht mehr bewohnen. 

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Kommentare: 2
  • #1

    Robert Dengscherz (Montag, 30 September 2024 21:36)

    Ja, und neben dem ÖVP Ego ist auch des Kicklstilzchens Ego hilfreich, der nicht wie weiland der Jörgl zur Seite treten wird.

  • #2

    Olive (Dienstag, 01 Oktober 2024 14:05)

    Gut gebrüllt, Stierchen!! Mit ein paar kristallklaren Absätzen mitten ins Rote getroffen.
    Danke <3