Vertrauen.

Neulich, in einer ruhigen Minute, stand plötzlich ein Wort neben mir.
Keine Sorge, mir geht es gut, ich bin vollkommen bei mir und im Vollbesitz meiner geistigen und körperlichen Kräfte.
Das mit dem "Wort" kommt alle paar Jahre einmal vor und jetzt ist es halt wieder passiert. 

Das Wort heißt "Vertrauen".

Im Marketing-Chinesisch gibt es davon natürlich eine englische Version, die heißt dann "trust" und immerhin werden um dieses Wort herum viel häufiger Studien angefertigt, als Worte sich ab und zu neben mich stellen.
Mein Wort heißt aber "Vertrauen" und es hat mir in dieser Version auch meine persönliche Deutungs-Hoheit erlaubt:

Ich stelle mir also eine Situation vor, in der ich aus einem durchaus banalen Grund zeitlich befristet nicht erreichbar bin. Und genau in diesem Szenario hat eines meiner Kinder ein Thema, das es sonst mit mir besprechen würde. Geht aber grad nicht, weil der Alte ist offline, das Thema duldet aber keinen Aufschub.


Kleiner Einschub: 

Hin und wieder kommt es tatsächlich vor,
dass meine Kinder - alle schon sehr erwachsen - einen väterlich-freundschaftlichen Rat von mir wollen. Den spende ich dann natürlich mit großer Freude. Hin und wieder spende ich auch Ratschläge, ohne gefragt zu werden. Das geht manchmal gut. Manchmal auch nicht.
In allen Fällen ist das Wohl meiner Kinder das absolute Schlüssel-Kriterium, weil ich mit niemandem auf der Welt näher verwandt bin, als mit ihnen. Und in dieser unbedingten Verbundenheit unterscheiden sich nach meiner Einschätzung Mütter und Väter ausnahmsweise mal nicht. 

(Das ist nun gar keine Abwertung der Liebe zwischen zwei Lebenspartnern, die spielt in einer ganz anderen, ebenso wertvollen Liga.)
Wo war ich stehengeblieben? 

Ah ja: Vertrauen, Kinder, ich offline.

In genau so einem Szenario denke ich dann an Menschen, denen ich so vertraue, dass ich ihnen das Wohl meiner Kinder anvertrauen will und kann. 

Und diese Wunderbaren agieren dann so, als wären sie ich. Was mir gegenüber der ultimative Beweis von Loyalität und Vertrauen ist. Und mich selbstverständlich sehr glücklich macht. 

Oder: Sie agieren anders, als ich es täte, weil sie ganz sicher sind, dass dieses "Anders-Sein" besser für meine Kids ist, als das "So-wie-ich-Sein". Das ist dann mein Beweis meiner ultimativen Loyalität und meines Vertrauens zu diesen Menschen.
Und der Beweis für alle Beteiligten, dass meine Vertrauens-Menschen ganz besonders gut für ihre Aufgaben geeignet sind.

In beiden Fällen weiß ich: 

Es gibt solche Menschen - Menschen im großartigsten Wortsinn - in meinem Leben.
Zwischen ihnen und mir gibt es eine Brücke.
Und diese Brücke hat einen Namen: Vertrauen.
Ich darf mich unfassbar glücklich schätzen, solche Betrachtungen vor einem ganz realen Hintergrund anstellen zu können. 

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