Mama.

1924 - 2014
1924 - 2014

Heute vor 10 Jahren ist sie gestorben.

Sie war schon sehr krank und es wirkte fast wie eine bewusste Entscheidung, loszulassen. 


Sie hatte ein im wahrsten Sinn des Wortes gottgefälliges Leben geführt. Ihr Glaube hat ihr über viele Hürden geholfen, die das Leben vor ihr aufgetürmt hatte. Meine wunderbare Frau hat ihr in ihrer Romantrilogie nicht nur ein Denkmal gesetzt, sondern ihr auch eine Roman-Biografie gegönnt, die sie sich von ganzem Herzen verdient hatte. 


Schon bei unserem ersten Treffen hat sie mich ganz gefangen genommen und als sie mir beim zweiten Zusammensein das "Du-Wort" anbot, konnte ich nicht anders, als sie zu bitten, Mama zu ihr sagen zu dürfen. 


Als Gabi und ich heirateten, hielt sie aus dem Rollstuhl eine Rede, dass den Umstehenden die Tränen waagrecht aus den Augen spritzten. 

Sie und natürlich auch Papa haben mich in ihrer Liebe umfangen. Ich habe alles aufgesaugt wie ein Schwamm und trotzdem habe ich auch heute noch ab und zu ein heißes Aufflackern, wo ich mir denke: So vieles hätte es noch zu besprechen gegeben, so vieles blieb ungetan.  

Und dann tröste ich mich mit dem Gedanken, dass ich mich zum ersten Mal in meinem Leben ganz auf meine Bedürfnisse als Sohn konzentrieren konnte, denn das war ihr größtes Geschenk an mich: Sohn sein zu dürfen. 


Sie wusste, dass ich ihre Hände so schön fand und an den Wochenenden, wo wir sie besuchten, ließ sie sich die Hände von der 24-Stunden-Hilfe maniküren.

Dann saß sie da - so wie auf dem Foto - und nahm meine Huldigungen entgegen. 

Ich hatte dann immer wieder das Bedürfnis, wie ein kleiner Junge meinen Kopf in ihren Schoß zu legen - das habe ich mir mit damals 56 Jahren dann doch nicht erlaubt - heute würde ich es tun. 


Sie war so empfindsam, dass sie, wenn ich meine Vater-Sorgen mit ihr besprach, "um die Ecke schauen konnte" und mich regelmäßig mit Einsichten überraschte, die einem FBI-Profiler alle Ehre gemacht hätten. Auf diese Weise konnte sie mir auch bei anderen Themen "Wahrheiten einschenken", die ich nur ganz wenigen mir sehr Vertrauten zugestanden hätte. 


Als sie - wahrscheinlich genau um diese Tageszeit - heute vor 10 Jahren starb, hat es mir beinahe das Herz herausgerissen. Bei ihrem Begräbnis habe ich durchgeweint und zum ersten Mal in meinem Leben gespürt, wie man in "reinem Schmerz" um seine Mutter trauert. 


Sie fehlt mir. Jeden Tag.  

Kommentar schreiben

Kommentare: 0