
Der Kompromiss ist wohl eine der besonders übel beleumundeten Errungenschaften des Konflikt-Managements und das ist ganz besonders traurig.
Leider haben viele Machinationen in Politik und Wirtschaft zum dramatischen Image-Verlust des Kompromisses beigetragen. Weil fast jeder noch so armselige Kuhhandel als Kompromiss „verkauft“ wird. „Tausche Außenminister gegen Milchpreis“, „Gebe neues Stiftungsrecht gegen Abschaffung der Studiengebühren“, „Verschachere Menschenrechte gegen populistische Erpressung“ usw.usf.
Wer an den vielgerühmten Stammtischen soll das noch als Kompromiss verstehen bzw. diesen Kuhhandel als Erfolg einstufen? Die Wissenschaft hält für den Kuhhandel immerhin noch den Begriff „Junktim“ bereit. Das macht das alles um keinen Deut besser, denn beim Junktim denken dann Leute wie ich an eine Schraubzwinge, mit der Inhalte zusammengepresst werden, die nichts miteinander zu tun haben. Die Grafik zeigt, welche Optionen es gibt.
Wir tragen auf der senkrechten Koordinate die eigenen Interessen auf und auf der waagrechten die fremden. Dann sehen wir sofort: Wenn ich alles erreicht habe, und die andere Person nichts, habe ich Unterdrückung bewirkt. Hat die andere Person alles erreicht und ich nichts, muss ich mich unterwerfen. Haben wir beide nichts erreicht, ist Flucht oder Rückzug die Konsequenz. In keinem dieser Szenarien kann man von der „Handlungsfähigkeit aller Beteiligten“ sprechen.
Der einzige Weg zu dieser Handlungsfähigkeit ist die Diagonale nach rechts oben: Zur sogenannten Integration. Am Endpunkt dieser Diagonale hätten alle alles erreicht. Das – so wissen wir – ist de facto so gut wie nie der Fall. Mit dieser pragmatischen Einsicht können und müssen wir leben. Was wir aber können und was uns auch zumutbar ist, ist der Weg auf der Diagonalen und die Suche nach dem Kompromiss, der auf diesem Weg auf uns wartet.
Wenn wir begreifen, was das ist. Eben nicht der Kuhhandel, wo zwei verschiedene Themen zusammengeschraubt werden, sondern das, was dabei herauskommt, wenn wir innerhalb des gleichen Themas einen Ausgleich der Interessen herstellen. Ausgerechnet die Briten, die den Brexit leider so tragisch versenkt haben, haben uns mit einer Formel beschenkt, die den Kompromiss so treffend beschreibt: Give to gain. Gib etwas, damit Du (viel) gewinnen kannst.
Diese Vorgangsweise ist schweißtreibende Arbeit, aber sie belohnt uns mit Gesichtswahrung, Vernunft und Nachhaltigkeit, weil wir auch jenen, die nicht bei den Verhandlungen dabei waren, das Ergebnis sinnstiftend erklären können. Alles in allem nicht gerade Weltraumwissenschaft und doch hat man heute oft den Eindruck, die Gesellschaft wäre ein verständnisloses Vakuum, wenn man so etwas propagiert.
Wir sehen: Konflikt-Management ist sehr viel Arbeit.
90 Prozent Transpiration und 10 Prozent Inspiration.
So etwas kann schon ziemlich abschreckend wirken.
Aber wie frustrierend und toxisch ist das Leben, wenn man sich dieser Mühe nicht aussetzt und stattdessen Feindbilder kultiviert und Schützengräben aushebt?
Wir brauchen ein robustes Konflikt-Management, weil die Zeiten nicht danach sind, die andere Backe auch noch hinzuhalten, nachdem uns der Faustschlag schon auf der gegenüberliegenden Seite getroffen hat.
Wer heute zuschlägt, wird es wieder tun, es sei denn, wir schaffen es, mit friedlichen Mitteln die eigenen Interessen zu wahren.
Der Kompromiss ist wohl eine der besonders übel beleumundeten Errungenschaften des Konflikt-Managements und das ist ganz besonders traurig.
Leider haben viele Machinationen in Politik und Wirtschaft zum dramatischen Image-Verlust des Kompromisses beigetragen. Weil fast jeder noch so armselige Kuhhandel als Kompromiss „verkauft“ wird. „Tausche Außenminister gegen Milchpreis“, „Gebe neues Stiftungsrecht gegen Abschaffung der Studiengebühren“, „Verschachere Menschenrechte gegen populistische Erpressung“ usw.usf.
Wer an den vielgerühmten Stammtischen soll das noch als Kompromiss verstehen bzw. diesen Kuhhandel als Erfolg einstufen? Die Wissenschaft hält für den Kuhhandel immerhin noch den Begriff „Junktim“ bereit. Das macht das alles um keinen Deut besser, denn beim Junktim denken dann Leute wie ich an eine Schraubzwinge, mit der Inhalte zusammengepresst werden, die nichts miteinander zu tun haben. Die Grafik zeigt, welche Optionen es gibt.
Wir tragen auf der senkrechten Koordinate die eigenen Interessen auf und auf der waagrechten die fremden. Dann sehen wir sofort: Wenn ich alles erreicht habe, und die andere Person nichts, habe ich Unterdrückung bewirkt. Hat die andere Person alles erreicht und ich nichts, muss ich mich unterwerfen. Haben wir beide nichts erreicht, ist Flucht oder Rückzug die Konsequenz. In keinem dieser Szenarien kann man von der „Handlungsfähigkeit aller Beteiligten“ sprechen.
Der einzige Weg zu dieser Handlungsfähigkeit ist die Diagonale nach rechts oben: Zur sogenannten Integration. Am Endpunkt dieser Diagonale hätten alle alles erreicht. Das – so wissen wir – ist de facto so gut wie nie der Fall. Mit dieser pragmatischen Einsicht können und müssen wir leben. Was wir aber können und was uns auch zumutbar ist, ist der Weg auf der Diagonalen und die Suche nach dem Kompromiss, der auf diesem Weg auf uns wartet.
Wenn wir begreifen, was das ist. Eben nicht der Kuhhandel, wo zwei verschiedene Themen zusammengeschraubt werden, sondern das, was dabei herauskommt, wenn wir innerhalb des gleichen Themas einen Ausgleich der Interessen herstellen. Ausgerechnet die Briten, die den Brexit leider so tragisch versenkt haben, haben uns mit einer Formel beschenkt, die den Kompromiss so treffend beschreibt: Give to gain. Gib etwas, damit Du (viel) gewinnen kannst.
Diese Vorgangsweise ist schweißtreibende Arbeit, aber sie belohnt uns mit Gesichtswahrung, Vernunft und Nachhaltigkeit, weil wir auch jenen, die nicht bei den Verhandlungen dabei waren, das Ergebnis sinnstiftend erklären können. Alles in allem nicht gerade Weltraumwissenschaft und doch hat man heute oft den Eindruck, die Gesellschaft wäre ein verständnisloses Vakuum, wenn man so etwas propagiert.
Wir sehen: Konflikt-Management ist sehr viel Arbeit.
90 Prozent Transpiration und 10 Prozent Inspiration.
So etwas kann schon ziemlich abschreckend wirken.
Aber wie frustrierend und toxisch ist das Leben, wenn man sich dieser Mühe nicht aussetzt und stattdessen Feindbilder kultiviert und Schützengräben aushebt?
Wir brauchen ein robustes Konflikt-Management, weil die Zeiten nicht danach sind, die andere Backe auch noch hinzuhalten, nachdem uns der Faustschlag schon auf der gegenüberliegenden Seite getroffen hat.
Wer heute zuschlägt, wird es wieder tun, es sei denn, wir schaffen es, mit friedlichen Mitteln die eigenen Interessen zu wahren.
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